Das ReNewTex-Netzwerk startete erfolgreich im Februar 2020 mit 17 Partnern aus Deutschland und BeNeLux. Inzwischen ist das Netzwerk auf 19 Partner aus ganz Europa angewachsen. Weitere Gespräche mit nationalen und internationalen Unternehmen und Forschungseinrichtungen laufen.
Die Netzwerkpartner haben sich dazu entschieden, schwerpunktmäßig die Themen
- Adaptive Informationssysteme
- Nachhaltiges Produktdesign & Standards 2025
- Strukturwandel hin zu einer Kreislaufwirtschaft
- Recycling-Kompetenzregion Nordwest-Europa
zu diskutieren sowie neue Lösungen zu entwickeln. Die entwickelten Lösungen werden dabei vor dem Hintergrund konzipiert, dass sie auch auf möglichst viele andere Bereiche der faserbasierten Produkte (Mode, Heimtextil, Smart-Textil, Komposite) übertragbar sind.
Das Netzwerk vernetzt hierzu Unternehmen aller Größen (insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen), Verbände, politische Institutionen sowie Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen aus allen relevanten Querschnittsbereichen, wie z.B.:
- Textile Fußbodenbelag-Hersteller
- Faserhersteller
- Mode- und Heimtextil (inkl. Matratzen)
- Logistik-Industrie
- Wertstoff-Sammelbetriebe
- Wertstoff-Verwertungsbetriebe
- Informationstechnologie
- Politische Interessensvereinigungen
Es ist das Ziel aller teilnehmenden Partner, bis zum Jahr 2025 wesentliche Schritte auf dem Weg zum kreislauffähigen textilen Fußbodenbelag vorwärts zu gehen.
Über ReNewTex
In Europa besitzen recycelte Wertstoffe – insbes. Polymere – den Ruf minderwertiger Qualität bei Verbrauchern, wodurch bei faserbasierten Produkten unwirtschaftliche Marktpreise für recycelte Rohstoffe erzielt werden. Demzufolge wird ein Transfer in die Kreislaufwirtschaft durch die aktuelle Qualitätswahrnehmung der Verbraucher massiv erschwert. Eine Lösung dieser Problematik liegt u.A. im stofflichen Recycling durch chemische Verfahren, durch die ein genutztes Produkt wieder zu einem „Neu-Werkstoff“ gewandelt wird.
Aktuelle Studien belegen, dass die Wirtschaftlichkeit der aktuell verfügbaren Technologien jedoch stark von der Menge des zugeführten Stoffstroms abhängen. Es zeigte sich, dass ein wirtschaftlicher Betrieb solcher Recyclinganlagen derzeit nur durch ein Netzwerk aus vielen kleinen Anlagen mit der Kapazität für eine Großstadt oder einen Verwaltungsbezirk realistisch ist. Weiterhin ist für den effizienten Betrieb dieser Technologien eine hohe Informationstransparenz über die zugeführten Wertstoffe notwendig. Bisher geht diese Transparenz während der Lebensdauer eines Produktes verloren. Die im Anschluss notwendige Sammlung und Sortierung inkl. Transport verursacht zum einen unwirtschaftlich hohe Kosten. Zum anderen sind die erzielbaren Quoten an zurückgewonnenen Rohstoffen viel zu gering, da verfügbare Sortiertechnologien oftmals die verfügbaren Stoffgemische nicht mehr separieren können.
Sobald die o.g. Probleme gelöst werden, ergibt sich für die europäische Wirtschaft eine große Chance, ein sich anbahnendes Problem in einen ökonomischen und ökologischen Gewinn zu verwandeln. Die Industrie faserbasierter Produkte und Wertstoffe stellt mit über 118.000 Beschäftigten in 2017 den größten Arbeitgeber Europas dar. Das sich daraus ergebende wirtschaftliche Potenzial (Marktvolumen in 2017: 35 Mrd. €, Wachstum von 2,9 % im Vergleich zum Vorjahr) bietet eine immense Hebelwirkung für technologische und logistische Lösungen.
Ziel des ZIM Kooperationsnetzwerks ReNewTex ist es, die genannte Problematik am Beispiel von persönlicher Schutzausrüstung (PSA) sowie textilen Bodenbelägen zu adressieren. Das Netzwerk nutzt dabei Daten-Plattformen der Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichboden e.V. als Grundlage, um ein neues Kreislaufsystem für faserbasierte Wertstoffe auf Basis von Informationstransparenz hinsichtlich der Polymer-Rezeptur, der Materialmischung sowie einer Echtzeit-Empfehlung für verfügbare Recyclinganlagen mit der passenden modularen Ausrüstung zu entwickeln. Auf diese Weise soll der notwendige Volumenstrom zu den jeweiligen Anlagen unterstützt werden.
Im Anbetracht aktueller Entwicklungen versteht sich das Netzwerk dabei als „First-Mover“ in der Umsetzung der sich derzeit auf europäischer Ebene entwickelnden, gesetzlichen Vorgaben sowie der Lösung bestehender ökonomischer Herausforderungen beim Betrieb von Recyclinganlagen im wirtschaftlichen Umfeld. Im Rahmen der Netzwerkaktivitäten werden erstmalig verschiedene Industrien miteinander vernetzt, die aktuell nicht oder nur unzureichend zusammenarbeiten.